Und damit meine ich auch wirklich jeder Beziehung. Zu Ihren Liebsten genauso wie zu Ihren Geschäftspartnern, Mitarbeitern und Kunden.
Falls Sie also dachten, „das betrifft mich nicht – ich habe ja einen Konflikt in meiner Firma“ muss ich Sie leider enttäuschen. Unabhängig davon, welche Art von Beziehung Sie pflegen wollen, diese Killer killen auf Dauer wirklich jedes gute menschliche Miteinander. Je nachdem, wie Ihr Gegenüber gestrickt ist mal früher, mal später und mit unterschiedlichen Auswirkungen. Doch Schwierigkeiten sind damit quasi vorprogrammiert.
Was sind also die Verhaltensweisen, die Sie unbedingt vermeiden sollten?
Für die Eiligen unter Ihnen in Kurzform:
- Unsachliche Kritik und Vorwürfe
- Geringschätzung und Verachtung
- Besserwisserei und Ausflüchte
- Rückzug, Mauern und Schweigen
Lassen Sie uns gemeinsam einen genaueren Blick darauf werfen, was ich damit meine:
1. Unsachliche Kritik und Vorwürfe
Das Ganze kann sehr versteckt passieren oder auch offen. Schuldzuweisungen fallen häufig darunter. Oder auch die Verurteilung einer Person. Ganz zu schweigen von Vorwürfen, die mit der ursächlichen Situation nicht mehr viel zu tun haben und sich im schlimmsten Fall generalstabsmäßig ausweiten. Vor allem wenn quasi die ganze Persönlichkeit angegriffen wird.
Hand aufs Herz: wer von Ihnen hat seinen Partner, seine Kinder oder einen Kollegen noch nie so angemotzt, dass sich ein Beobachter denken würde „das ist jetzt ganz schön übertrieben – gehört das überhaupt hierher?“.
Das in der Regel unbewusste Ziel dieses Verhaltens fällt meist unter das Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“. Manchmal geht es nur darum, dass der Angreifer sich etwas Luft verschaffen möchte. Soweit menschlich und nachvollziehbar, auch wenn es besser geeignete Vorgehensweisen gibt. Im schlimmsten Fall zieht der Angreifer seine Energie daraus, wenn er sein Gegenüber nieder macht. Das ist leider sogar weit verbreitet.
Hilft es weiter, sich so zu verhalten? Vielleicht für einen kurzen Moment. Doch der langfristige Flurschaden ist es nicht wert, wenn Ihnen grundsätzlich an Ihrem Gegenüber gelegen ist.
TIPP: Halten Sie doch beim nächsten Mal einen Moment inne, wenn Sie in einer Auseinandersetzung die Worte „immer“ oder „nie“ verwenden. Erstens stimmt diese Form der Pauschalisierung bei näherer Betrachtung in den seltensten Fällen. Und zweitens ist das eine Spielart unsachlicher Kritik.
Vielleicht fällt Ihnen beim Innehalten dann auf, wie Sie sich selbst damit fühlen würden und können anders reagieren. Getreu dem neuen Motto „Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem andern zu“.
2. Geringschätzung und Verachtung
Kennen Sie das? Sie stellen im Meeting Ihre Ideen vor und der Kollege hat nichts Besseres zu tun, als seine Spitzen abzufeuern, sie zu unterbrechen und darüber herzuziehen. Oder will Ihnen auf Biegen und Brechen beweisen, dass Sie im Unrecht sind, das Ganze nicht funktionieren kann, rollt mit den Augen, grinst spöttisch oder Schlimmeres.
Womöglich äußert er sich auch noch versteckt oder sogar offensichtlich unterhalb der Gürtellinie, auf jeden Fall unangemessen zur Situation.
Dabei ist seine Kritik weder sachlich hilfreich noch richtig. Kein Wunder, denn das Ziel solchen Vorgehens ist einzig und allein der Angriff auf Ihre Person. Ein häufiger Grund dafür: Ihr Gegenüber will Sie verunsichern und klein halten. In den meisten Fällen passiert das zwar absolut unbewusst oder hat sich als eine Art Schutzmechanismus beim Angreifer weitgehend verselbständigt. Dennoch ist dieses Verhalten sehr kränkend und schwächt eine Beziehung.
Übrigens beschränkt sich dieses Vorgehen nicht nur auf männliche Mitmenschen, auch wenn ich das Beispiel hier so gewählt habe. Es gibt genügend Frauen, die dieses Verhalten perfektioniert haben. Manchmal ist es nur die regelmäßig hochgezogene Augenbraue oder ein aussagekräftiges Augenrollen.
Grundsätzlich gilt: Jegliche Geste oder Äußerung, die Hohn, Spott, Provokation, Streitsucht oder Drohungen beinhaltet, kann hier einsortiert werden. Auch wenn es nur die Stimmlage und die Betonung der Worte ist.
TIPP: Wenn Sie selbst nicht so ein unangenehmer Zeitgenosse werden oder sein möchten, dann beobachten Sie sich doch eine gewisse Zeit in Ihrem eigenen Verhalten. Was fällt Ihnen auf? Wie reagieren andere auf Sie? In welchen Situationen verhalten Sie sich vielleicht doch so (auch wenn Sie es nicht möchten)? Gibt es wiederkehrende Auslöser dafür? Wie fühlen Sie sich kurz bevor die Situation kippt? Die Antworten darauf können Ihnen so manchen Aha-Effekt bescheren.
3. Besserwisserei und Ausflüchte
Stellen Sie sich vor, Sie haben einen berechtigten Kritikpunkt an Ihrer Partnerin, die gleichzeitig auch Ihre Geschäftspartnerin ist. Zum Beispiel weil sie etwas vergessen hat, dass Ihnen jetzt Probleme mit einem Kunden bereitet. Und ihre Antwort darauf ist „wenn Du … hättest, dann hätte ich auch rechtzeitig …“. Sofern sie nicht recht hat, fühlt sich das nicht gerade gut an, oder?
Was ist hier passiert? Sie hat sich aus der Verantwortung genommen und diese Ihnen zugeschoben.
Seien Sie jedoch vorsichtig, generell alle Erklärungsversuche mit einem Hinweis auf die Beziehungskiller abzuwürgen. Das, was hier passiert ist, ist ein erheblicher Unterschied zur rein faktischen Darstellung, die zur Klärung notwendig oder auch für künftige Fehlervermeidung wichtig ist.
Oder der Besserwisser: egal, was Sie sagen – Ihr Gegenüber setzt noch eins drauf und weiß es besser. Und ich meine hier nicht, dass jemand seine Meinung äußert. Sondern eher so reagiert, als ob es niemand anderen geben kann, der sich besser auskennt, mehr Erfahrung hat, bessere Kontakte hat oder ähnliches. Das kann sich schon mal wie ein Battle anfühlen.
Haben Sie noch Lust, gut zusammen zu arbeiten, wenn Ihr Gegenüber Ihnen letztlich damit klar machen will, wie dumm Sie sind? Oder, wenn die Beziehung eher privater Natur ist, sich zu öffnen? Wohl kaum.
TIPP: Anhand der Beispiele haben Sie schon eine Ahnung bekommen, wie belastend sich das auf eine Beziehung auswirken kann. Auch wenn es sich um eine geschäftliche Verbindung handelt. Haben Sie sich schon einmal ehrlich gefragt, warum Sie sich so verhalten? (Manchmal erfordert es eine Portion Mut, sich so lange ehrlich zu hinterfragen, bis der tatsächliche Kern zum Vorschein kommt. Vor allem wenn das Ergebnis etwas sein könnte, was nicht zu Ihrem Selbstbild passt.)
4. Rückzug, Mauern und Schweigen
Angenommen, Sie streiten sich mit Ihrem Sohn, der Ihr Unternehmen übernehmen soll. Und wenn es Ihnen zu viel wird oder Ihnen die Argumente ausgehen, verfallen Sie in Schweigen. Demonstrieren nach außen eine scheinbare Gleichgültigkeit oder Härte und Unnachgiebigkeit, wirken wie eine reglose Wand oder verlassen vielleicht sogar mit einem „Basta“ oder wortlos die Situation. Während Ihr Sohn aus lauter Hilflosigkeit entweder immer vehementer wird oder irgendwann verstummt, aufgibt oder sogar das Unternehmen verlässt.
Kann so ein charismatischer Unternehmenslenker heranwachsen? Oder das Unternehmen sicher in die Zukunft geführt werden? Wohl kaum.
Der ganze Bereich Rückzug, Mauern und Schweigen ist ziemlich umfangreich. Wenn Sie sich ein wenig damit beschäftigen, fällt Ihnen bestimmt eine eigene oder beobachtete Situation ein, in der der eine Beteiligte immer lauter wurde und der andere immer stummer. Das Ganze ist auch unter dem Begriff Minimierer-Maximierer-Prinzip bekannt. Bei genauem Hinsehen findet es sich in sehr vielen zwischenmenschlichen Beziehungen.
TIPP: Überlegen Sie sich, worum es Ihnen geht. Was wollen Sie wirklich? Und dann gehen Sie ein paar Schritte in den Schuhen des anderen. Versetzen Sie sich in seine Rolle. Was fällt Ihnen dann auf? Gibt es vielleicht sogar eine Lösung/eine Variante, die Ihnen beiden gerecht wird?
Zum besseren Verständnis
Keiner ist gefeit, sich nicht doch mal so wie beschrieben zu verhalten. Das ist nur menschlich. Wie überall gilt jedoch auch hier: die Dosis macht das Gift. Und das meine ich wörtlich. Die 4 Beziehungskiller vergiften Ihre Beziehungen, wenn diese zu häufig das Ruder übernehmen.
Sie können sich jederzeit entscheiden, dass Sie sich so nicht verhalten wollen. Oder sich nicht mehr so behandeln lassen wollen.
Es kann jedoch sein, dass der Wunsch alleine noch nicht ausreicht.
Denn jedes automatisierte Verhalten – auch Ihre Reaktion – hat Ursachen. Ich meine damit nicht die Erklärungen, die sie sich logischerweise zurecht legen. Ich meine die Ursachen, die wirklich ursächlich verantwortlich sind. Die, die Sie nicht direkt auf dem Schirm haben. Dann könnten Sie mich anrufen und wir lösen das Problem gemeinsam.