Hätten Sie manchmal im Konfliktfall auch gern jemand an Ihrer Seite, der wieder Ruhe in die Sache bringt und hilft, die Emotionen abzukühlen? Der Sie aus dem Tunnelblick holt und dieses Ping-Pong an Kränkungen beendet?
Dann geht es Ihnen wie vielen Menschen.
Wie wäre es denn, wenn Sie selbst dieser Jemand wären, der die Lage beruhigt und gleichzeitig die Kommunikation am Laufen hält?
Der charmante Vorteil: Sie haben sich selbst immer dabei und sind auf niemand angewiesen. Es braucht nur etwas Mut und – zugegeben – auch ein wenig Übung und Hintergrundwissen. Doch zumindest bei letzterem kann ich Ihnen weiterhelfen.
Falls Sie gerade dringend die 5 Schritte benötigen, kommt hier die Kurzfassung
- Stopp-Signal
- Beenden Sie sofort die Beziehungskiller
- Tief durchatmen und nachdenken: was sind eigentlich Ihre wahren Bedürfnisse?
- Sagen Sie Ihrem Gegenüber, was Ihnen wirklich wichtig ist
- Hören Sie sich zu und tauschen Sie sich aus bis Sie eine Lösung haben
Im Grunde ist es eigentlich ganz einfach. So einfach, dass ich Sie schon denken höre „Wie? Das war’s schon?“.
Wenn Sie alles berücksichtigen, dann ist es auch einfach. Das Problem sind immer unsere Muster, die uns einen Strich durch die Rechnung machen, wenn wir es am wenigsten brauchen können. Also im Stress.
Hintergrundwissen
Damit Sie die 5 Schritte leichter umsetzen können, noch ein wenig Hintergrundwissen.
1. Stopp-Signal
Vereinbaren Sie (vor allem bei häufigeren Konflikten mit derselben Person) in einem entspannten Moment ein gemeinsames Stopp-Signal.
Dieses Signal kann alles mögliche sein – von der gehobenen Hand bis hin zum gesprochenen Wort. Aber halten Sie es einfach. Wenn Sie mitten im Konflikt und gestresst sind, muss es Ihnen zum einen wieder einfallen und zum anderen muss es der andere auch erkennen können.
Derjenige, dem zuerst auffällt, dass sie sich in alten Mustern befinden, gibt das vereinbarte Signal und bittet um sofortiges Innehalten und Beenden des Streits.
2. Beenden Sie sofort die Beziehungskiller
Das Thema Beziehungskiller ist ziemlich umfangreich. Deswegen finden Sie dazu einen eigenen Artikel.
Die 4 Beziehungskiller sind:
- Unsachliche Kritik und Vorwürfe
- Geringschätzung und Verachtung
- Besserwisserei und Ausflüchte
- Rückzug, Mauern und Schweigen
Insgesamt lässt sich sagen, dass alle genannten Verhaltensweisen im Normalfall unbewusst angewandt werden. Gleichzeitig ist das keine Entschuldigung, dies weiterhin zu tun. Denn die Beziehungskiller verhindern massiv, dass Sie sich ebenbürtig begegnen können.
3. Tief durchatmen und nachdenken: was sind eigentlich Ihre wahren Bedürfnisse?
Tief durchatmen, kurze Gesprächspause.
Besinnen Sie sich auf sich selbst: was steckt hinter Ihren Vorwürfen an Ihr Gegenüber? Was wollen Sie eigentlich? Worum geht es Ihnen wirklich? Was wollen Sie stattdessen?
Das ist manchmal gar nicht so leicht herauszufinden. Es braucht ein wenig Übung, die eigenen Bedürfnisse nicht nur zu kennen, sondern auch benennen zu können.
Tipps und Anleitungen dazu finden Sie in vielen Büchern zur Gewaltfreien Kommunikation. Das Buch „Wenn die Giraffe mit dem Wolf tanzt“ (Buchtipp #10) kann hier ein guter Einstieg sein.
4. Sagen Sie Ihrem Gegenüber, was Ihnen wirklich wichtig ist
Sie haben herausgefunden, was Sie wirklich wollen? Prima, dann muss es nur noch Ihr Gegenüber erfahren.
Sie können Ihre Bedürfnisse zum Beispiel als Wunsch oder Bitte formulieren. Das hilft Ihnen, dass die Mauern nicht gleich wieder hoch fahren. Und Sie bleiben gleichzeitig näher an Ihren eigenen Bedürfnissen.
Versuchen Sie so klar wie möglich zu bleiben. Wenn Ihnen das schwer fällt, können Sie sich ein paar Notizen machen, um Ihren roten Faden zu behalten.
5. Hören Sie sich gegenseitig zu und tauschen Sie sich aus bis Sie eine (Zwischen-)Lösung haben, die alle Beteiligten akzeptieren können
Zuhören ist wichtig. Echtes Zuhören. Bei dem Sie in Gedanken nicht schon Ihre eigenen Gegenargumente formulieren, sondern bis zum letzten Wort Ihrem Gegenüber folgen.
Doch wie heißt es schon bei Konrad Lorenz?
„Gedacht ist noch nicht gesagt,
gesagt ist noch nicht gehört,
gehört ist noch nicht verstanden,
verstanden ist noch nicht einverstanden,
(…).“
Gehört ist also noch nicht verstanden. Deshalb fragen Sie besser nach, ob Sie das Gehörte richtig verstanden haben. Geben Sie wertschätzend wieder, was Sie gehört haben und hören Sie genau hin, ob Ihr Gegenüber es so gemeint hat. Umgekehrt natürlich genauso.
Verstanden ist auch noch nicht einverstanden: Sie haben verstanden, das hat Ihr Gegenüber klar bestätigt. Sie sind aber nicht einverstanden? Dann äußern Sie sich dazu. Und Ihr Gegenüber ist jetzt an der Reihe zuzuhören und nachzufragen. Und so weiter. Bis Sie zu einem Ergebnis gekommen sind.
Übrigens: je nach Übung, Tagesform und Gegenüber gelingen die 5 Schritte mal besser und mal schlechter. Das ist völlig normal. Bleiben Sie einfach immer wieder dran. Sie werden erstaunt sein, wieviel sich positiv verändern kann.
Viel Erfolg!