(Dr. med. Mirriam Prieß, Verlag Südwest 2018, ISBN 978-3-517-09642-1)
Klappentext
„Es ist nicht die Frage, ob wir gut sind. Es ist nicht die Frage, ob wir reichen. Es ist die Frage: Was hindert uns daran, uns selbst zu leben?“
Dr. med. Mirriam Prieß
Wie wir uns aus der Sackgasse kindlicher Prägung befreien und erfüllt leben können
Sie wissen genau, was richtig ist, aber Sie handeln entgegengesetzt? Sie geraten immer wieder an falsche Personen und verharren in leidvollen Situationen – aber Sie schaffen es nicht, sich davon zu lösen?
„Warum wir in unserem Leben nicht ankommen? Weil etwas in uns genau das nicht will!“. Mit dieser These beginnt die Burnout- und Resilienz-Spezialistin Dr. med. Mirriam Prieß ihr neues Buch und beschreibt, wie wir uns unbewusst von dem abhalten, was wir uns eigentlich wünschen. Auf eindrucksvolle Weise erfährt der Leser, wie uns Prägungen aus der Kindheit unbemerkt in private, berufliche und gesundheitliche Sackgassen führen und die Beziehung zu unserem wahren Ich verhindern. Der neue Ansatz in diesem Buch verdeutlicht, dass vor allem der Mechanismus gelöst werden muss, der sich hinter der kindlichen Prägung verbirgt und dem bislang zu wenig Beachtung geschenkt wurde.
Wie wir uns davon befreien und das eigene Leben kraftvoll in die richtige Richtung steuern können, erfährt der Leser in diesem Buch. Schon nach den ersten Seiten wird deutlich: Es ist Zeit für einen Spurwechsel!
Mein Eindruck
Verkürzt könnte man sagen, dass es in dem Buch von Dr. Prieß um die Beziehung zu sich selbst und zu anderen geht. Ein wichtiges Thema – denn unser ganzes Leben wird von und durch Beziehungen geprägt. Wie sehr dürfte vielen erst klar werden, wenn sie sich näher damit beschäftigen.
In sieben übergeordneten Kapiteln gelingt der Autorin – auch anhand vieler Beispiele und kleiner bzw. größerer Übungen – der schwierige Spagat zwischen Wissensvermittlung, leichtem Lesefluss und einem praktischen, gut beschriebenem Ansatz zur Selbsthilfe. Der rote Faden führt dabei
- von einem eher allgemeinen Überblick
- zu Erklärungen, was das eigene Leben prägt
- bis hin zu den Auswirkungen in (partnerschaftlichen) Beziehungen
- um sich dann den Möglichkeiten zu widmen, wie ein Spurwechsel im eigenen Leben gelingen kann.
Besonders wichtig und einprägsam finde ich ihre Unterscheidung für Partnerschaften in Schwierigkeiten: erstens Beziehungen, die möglich wären, aber unmöglich gemacht werden. Und zweitens Beziehungen, die unmöglich sind, aber möglich gemacht werden. Dahinter verbergen sich zwar komplexe Themen wie Bindungsangst, Verlustangst, Kränkungsdynamiken und vieles mehr. Für jemanden, der sich selbst einfach besser verstehen möchte und manches in seinem Leben ändern, braucht es jedoch keine therapeutischen oder theoretischen Schubladen, sondern jemanden, der Zusammenhänge erläutert. Und das gelingt Dr. Prieß ausgezeichnet. (Mein Tipp: halten Sie beim Lesen dieses Buches Zettel und Stift bereit, um eigene Erkenntnisse und Schlussfolgerungen gleich zu notieren.)
Was ich ebenfalls an „Zeit für einen Spurwechsel“ sehr schätze: es werden ganz klar die Hürden und Schwierigkeiten benannt, die Ihnen beim Anwenden der Übungen begegnen können. Inklusive Hinweisen, wie Sie damit umgehen können – das ist nicht selbstverständlich. Ein Highlight dabei: das Kapitel „Stark bleiben – die Sache mit dem Strudel“.
Der Lösungsansatz von Dr. Prieß nennt sich „Innerer Dialog“. Übungen und Hinweise, wie das funktioniert, finden sich nicht nur durchgängig an vielen Stellen des Buches, sondern auch in einem eigenen Kapitel. Hier werden die 5 Schritte Dialog mit der inneren Realität, Dialog mit dem Schmerz, Dialog mit den Gefühlen, Verzicht auf Wiedergutmachung und Vergebung genau erklärt.
Mancher tut sich mit den Übungen vielleicht ein bisschen schwerer, wie mir geschildert wurde. Dennoch empfehle ich, sich immer wieder darauf einzulassen. Meist braucht es dafür nur etwas mehr Mut und die Bereitschaft, wirklich hinzusehen/hinzuspüren. Gleichzeitig sollte man seine eigenen Grenzen natürlich achten und bei Bedarf rechtzeitig je nach Thema einen Coach oder Therapeuten hinzuziehen.
Ich empfinde das Buch „Zeit für einen Spurwechsel“ fast wie eine Ergänzung zu Buchtipp #17 Zurück in mein Ich – obwohl die Bücher von unterschiedlichen Autorinnen mit je eigenem Wording und unterschiedlichem praktischen Vorgehen geschrieben wurden. Deshalb empfehle ich auch gerne beide Bücher gleichzeitig.
Wo Vivian Broughton mehr einen grundsätzlichen Einstieg und eine Übersicht über psychische Verarbeitungs- und Traumamechanismen bietet, schreibt Dr. Mirriam Prieß eher selbsthilfeorientiert von Prägungen, der Inneren Realität und den Auswirkungen. Wie man es benennt – Überlebens-Ich oder Innere Realität oder Innerer Feind oder was es sonst noch alles an Bezeichnungen gibt – ist egal. Es geht immer darum, was einen insgeheim steuert. Wie und warum es von einem selbstbestimmten Leben abhält. Und letztlich darum, was man selbst tun kann, um Blockaden zu überwinden und den eigenen Weg zu einem erfüllten Leben einschlagen zu können.
Fazit: Lesenswert – für alle, die den Wunsch haben, Ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Oder auch einfach leichter und ohne Selbstsabotage durchs Leben gehen möchten.