Beziehungen, Liebe und all das…Fragen, Gedanken, Antworten auf dem Weg zu einer erfüllenden Beziehung

„Deine Aufgabe besteht nicht darin, nach Liebe zu suchen, sondern alle Hindernisse in dir selbst aufzuspüren, die du dagegen aufgebaut hast.“
-Rumi

Es gibt Situationen, Ereignisse, Verletzungen in Beziehungen, die – auf ihren Kern reduziert – in sehr vielen Beziehungen gleich oder ähnlich ablaufen. Die Fragen, die hierzu von Paaren und Einzelpersonen, von alt und jung, quer durch alle Berufs- und Bildungsschichten an mich heran getragen werden, ähneln sich oft sehr.

Zumeist ist bei zwischenmenschlichen Problemen irgendeine Form von Angst enthalten: Angst vor dem Alleinsein. Angst vor Nähe. Angst vor Verlust oder dem Verlassenwerden. Angst vor dem Schönen. Angst vor Zurückweisung. Angst vor Fehlern. Angst, sich selbst zu verlieren. Angst, sich im Anderen zu verlieren. Angst davor, dass es einfach gut sein kann, wie es ist (ja, auch das kann Angst machen). Angst davor, dem anderen nichts vorspielen zu können, sich wirklich zeigen zu müssen. Angst, nicht gut genug zu sein. Angst, die eigene Freiheit zu verlieren. Angst, dass sich etwas Schreckliches wiederholt. Angst, dass die eigenen Schattenseiten entdeckt werden. Angst vor dem Vergleich mit anderen. Angst, Angst, Angst… Die Liste ließe sich schier endlos erweitern.

Diese eigenen Ängste in jedem selbst sind die Hindernisse, von denen Rumi in obigem Zitat spricht. Das Dilemma: zu wenige Menschen kennen sich so gut, dass ihnen ihr Innerstes samt seiner Ängste und Schattenseiten, also ihre inneren Hindernisse, wirklich bewusst sind. Und falls doch, sind sie alleine dadurch noch lange nicht überwunden. Ängste können sehr hartnäckig sein. Immer wieder kommen sie mit einer anderen Maske um die Ecke und machen einem das (Beziehungs-)Leben schwer.

Wenn dann noch (Macht-)Spielchen dazu kommen, die in zu vielen Beziehungen ihr Unwesen treiben (z.B. wer hat „mehr“ recht), das Tauziehen darum, wer eigentlich Täter und wer Opfer ist, ohne zu merken, dass jeder beides ist, diese ganzen Muster, die sich genauer betrachtet aus den obigen Ängsten entwickeln, dann – spätestens dann – bleibt die Liebe auf der Strecke. Nicht unbedingt, weil keine Liebe mehr da wäre. Das ist sogar eher seltener der Fall. Sondern weil sie in den Hintergrund tritt. Die Auswüchse und Äußerungen der Angst sind nun mal lauter als die Liebe.

Aber was tun? Wie kann diese unglückliche Dynamik unterbrochen werden, die auf beiden Seiten nur zu Verletzungen führt und letztlich dann nur noch Verlierer zurücklässt?

Zuerst braucht es den Mut, vor sich selbst zuzugeben, was da eigentlich in einem ist.

Was fühlt man im Einzelnen tief in sich? Was hat zum Beispiel die jetzige Situation mit den eigenen Prägungen zu tun? Woher kennt man das noch, was da gerade in einem passiert, wie es sich anfühlt? Wann und warum sind innere negative Überzeugungen entstanden, die immer und immer wieder dieselben leidvollen Erfahrungen verursachen? Mit welchen Gedanken und Interpretationen quält man sich immer wieder, obwohl sie sehr schmerzhaft sind? Und in den meisten Fällen mit den Tatsachen wenig bis gar nichts zu tun haben, also noch nicht mal wahr sind. Warum kann man dem Partner nicht Vertrauen oder Glauben schenken – vielleicht sogar als Vorschuss?

Wo liegen sie, die wahren Ursachen? In den allerwenigsten(!) Fällen liegen sie tatsächlich beim derzeitigen Partner.

Ich höre Sie schon sagen: „Moment mal! Wo denn sonst? Schließlich hat er/ sie mir dieses und jenes angetan und überhaupt…“

Das ist jedoch nur ein kleiner Teil dessen, was ist.

Die wahren Ursachen für Beziehungs-Dilemmata beginnen häufig sehr viel früher. Aber Achtung: es geht nicht um Schuldzuweisung! Es kommt immer darauf an, was jeder für sich selbst aus Geschehnissen und Prägungen macht. Gehen Sie also auf die Suche – aber mit Bedacht, Wohlwollen und ehrlicher Reflexion. Ändern können Sie weder Vergangenes, noch andere.

Sie können aber sehr wohl beeinflussen, wie lange oder wie stark etwas Vergangenes – Erlebnisse, Prägungen, Überzeugungen bzw. innere Glaubenssätze – Macht über Ihr (Gefühls-)Leben hat und wie Sie daraus resultierend auf Situationen reagieren. Und ich finde, das ist eine gute Nachricht. Denn dadurch erhalten Sie Ihre Wirksamkeit und die Möglichkeit zurück, Ihr eigenes Leben selbst zu gestalten.

Wer sich gut kennt und weiß, wer er ist und was ihn ausmacht, wer wirklich Eigenverantwortung übernimmt, sich seiner Handlungen und Worte bewusst ist und was sie bei anderen auszulösen vermögen, achtsam ist in Bezug auf Projektionen und (Fehl-)Interpretationen, sich dabei selbst auch noch mag und einigermaßen in seiner Mitte ist, verliert sich immer weniger in Machtspielchen, Täter-Opfer-Dynamiken, Kränkung und Rache. Und nebenbei bemerkt: es ist dann quasi unmöglich, sich im Anderen zu verlieren.

Gehen Sie zielstrebig dabei vor, gleichzeitig aber geduldig mit sich. So eine Veränderung braucht seine Zeit. Das, was Sie über Jahre oder Jahrzehnte geprägt oder begleitet hat, Ihnen Angst gemacht hat, verabschiedet sich nicht in ein paar Sekunden, nur weil Sie – leger formuliert – zufällig ein paar Zusammenhänge entdeckt haben und mal ‘ne Minute darüber nachdenken. Ein wenig Ausdauer und Nachhaltigkeit ist durchaus hilfreich. Ebenso wie Hilfe von außen: durch den Partner, die Familie, einen guten Freund oder eben auch mal durch einen Coach oder Therapeuten.

Mein Tipp: Fragen Sie sich immer wieder: was wollen Sie stattdessen? Statt der Angst, statt dem Streit, statt den unsäglichen Mustern, die immer wieder weh tun. Und was würden Sie tun, wenn Sie keine Angst hätten?

Und zu guter Letzt: erinnern Sie sich immer wieder aufs Neue an die Liebe und was sie ausmacht.