Buchtipp #17 Zurück in mein Ich – Das kleine Handbuch zur Traumaheilung

(Vivian Broughton, Kösel Verlag, ISBN 978-3-466-34633-2)

Klappentext

Erste Orientierung nach traumatischen Erlebnissen

Wenn Sie manchmal das Gefühl haben, die Kontrolle über Ihr Leben zu verlieren, kann es sein, dass es sich um Symptome einer früheren traumatischen Erfahrung handelt. Die Folgen davon zeigen sich oft erst im Erwachsenenalter.

Vivian Broughton erklärt, wie ein Trauma entsteht und wie es sich auf unser Selbst auswirkt. Und sie zeigt Wege auf, wie es schrittweise verarbeitet werden kann.

„Dieses Buch nimmt dem Begriff Trauma den Schrecken und macht Mut, sich den eigenen Traumata zu stellen.“ (Dr. Franz Ruppert, Professor für Psychologie)

Mein Eindruck

Kennen Sie Situationen, in denen Sie sich hinterher denken: Hätte ich nur meinen Mund gehalten? Oder Sie sich im Nachhinein fragen: So bin ich doch gar nicht, so will ich nicht sein – was um Himmels willen ist nur mit mir los gewesen? Oder Situationen, die sich wie verhext immer wieder in Ihrem Leben wiederholen? Verstehen Sie sich manchmal selbst nicht mehr? Dann könnte Ihnen dieses Buch helfen, Ursachen zu finden und sich selbst besser zu verstehen. Gerade auch dann, wenn Sie sich immer wieder in Konflikten wiederfinden, die Sie gar nicht wollen.

Ich bin bei einem Workshop von Professor Franz Ruppert (siehe Buchtipp #16) auf „Zurück in mein Ich“ gestoßen – und habe es inzwischen schon unzählige Male weiterempfohlen und positivste Rückmeldungen von den Lesern bekommen.

Die größten Vorzüge dieses kleinen Büchleins sind sicherlich

  • ein komplexes Thema wie Trauma in aller Kürze (gerade mal 122 Seiten Input) so darzustellen, dass es für jeden nachvollziehbar wird
  • das Thema aus der „Darüber-spricht-man-nicht-Ecke“ herauszuholen
  • und klar zu vermitteln: keiner muss sich damit abfinden, wenn das eigenen Leben nicht läuft wie es einem gut tut.

Das Buch ist in leicht verständlicher Sprache geschrieben, unterstützt durch einige Zeichnungen, Diagramme und Übersichten. Dadurch wird schnell deutlich, dass Trauma eben nicht nur – wie landläufig gern angenommen – die Naturkatastrophe, der Entführungsfall oder ein schwerer Verlust ist. Sondern dass es viele, sehr unterschiedliche und teils über mehrere Generationen wirkende Beeinflussungen geben kann, die sich prägend und hemmend, sogar traumatisch auf das Leben auswirken.

Vivian Broughton holt ihre Leser da ab, wo die meisten stehen: bei Null. Und trotz der knappen Ausführungen geht dabei nichts Wesentliches verloren. Sie schreibt darüber, was ein Trauma ist und wie es wirkt (Stichwort Spaltung des Selbst und Überlebens-Ich). Sie erläutert frühe Traumata, Verstrickungen und Vermeidungs- und Überlebensstrategien. Und sie beschreibt, wie man ein gesundes, stabiles Ich entwickelt und fördert. Hierfür finde ich das Buch großartig.

In einem Punkt weiche ich allerdings von der Ansicht der Autorin ab: es gibt nicht nur diese eine Methode ‘Aufstellung des Anliegensatzes’ von Professor Ruppert, um Lebensblockaden und Traumata zu überwinden.

Jeder Weg ist individuell. Und was für den einen genau passt, ist für den anderen vielleicht zu wenig/zu viel/das Falsche oder der falsche Zeitpunkt.

Wenn Sie sich selbst nicht mehr ausweichen und mutig tun, was nötig ist (auch mit externer Hilfe), dann werden Sie Ihren Weg zu einem glücklicherem Leben auch finden. Egal mit welcher Methode. Einen ersten Einstieg finden Sie in diesem Buch.

Fazit: Empfehlenswert – für alle, die sich selbst und andere besser verstehen und damit Konflikte reduzieren und das eigenen Leben lebenswerter gestalten möchten.