(Sandra Konrad; Verlag Piper; ISBN 978-3-492-30530-3)
Klappentext
Wie die Vergangenheit uns bindet und lenkt
Jede Familie hat ihre hellen und dunklen Seiten. Wir alle sind geprägt von den Erfahrungen unserer Eltern und Großeltern und so ziehen sich Konflikte, Verletzungen und Geheimnisse oftmals wie ein roter Faden durch mehrere Generationen. Sandra Konrad zeigt, wie lohnenswert die Auseinandersetzung mit der familiären Geschichte ist. Denn je mehr wir über unsere Familie wissen, desto eher können wir uns aus den alten Fallstricken befreien und ein selbstbestimmtes und glückliches Leben führen.
„Wir werden nicht einfach in unsere Familien hineingeboren, sondern in die Geschichten unserer Familie, die uns stützen und nähren und manchmal zum Krüppel machen.“ Monica McGoldrick
„Eine Orientierungshilfe für alle, die eigentlich nicht wissen, warum sie tun, was sie tun.“ Deutschlandradio Kultur
Mein Eindruck
Immer wieder höre ich von Klienten: „Wollen Sie jetzt wirklich etwas über meine Familie und Kindheit wissen? Das sind doch alte Geschichten – muss das sein?“.
Um es deutlich zu sagen: ja, das muss sein. Warum, das beschreibt Sandra Konrad eindringlich und klar in ihrem Buch „Das bleibt in der Familie“. Themen, die die Autorin aufgreift, sind die Macht der Familie, familiäre Wünsche, Loyalität in verschiedenen Kontexten, das emotionale Erbe und wie man alte Lasten ablegen kann.
Es sind nicht nur die Prägungen und Erlebnisse, die Kinder direkt – also vielleicht erinnerbar oder offensichtlich – für ihr eigenes Leben beeinflussen. Die Beeinflussung innerhalb der Familie geht weit darüber hinaus: von Bindungserfahrungen über (beobachtete) emotionale Verletzungen, Doppelbotschaften, Misshandlungen, Traumata, Schuld, Scham, Sühne und Geheimnissen bis hin zur sogenannten transgenerationalen/ mehrgenerationalen Weitergabe.
Wie das genau funktioniert, welche Elemente jeweils mitspielen und auf welch unterschiedliche Weise sich all diese Umstände auswirken können, erklärt Frau Konrad anhand vieler Beispiele aus ihrer therapeutischen Praxis ausführlich und für jeden gut verständlich.
Was mir persönlich besonders gut gefällt sind die verwendeten Sprichwörter und Zitate von Persönlichkeiten oder Texte aus Büchern, die zahlreich im Text untergebracht sind und auf die die Autorin auch eingeht und daraus Zusammenhänge zu ihrem Thema erschließt. Und auch dass sie darauf hinweist, dass Familien natürlich auch Gutes (!) weitergeben: alles hat eben zwei Seiten.
Systemisch und im Zeitgeist betrachtet, fehlt ein Thema gänzlich: Patchwork-Familien. Da dies allerdings ein sehr weites und komplexes Feld ist, das all das im Buch beschriebene sachlich auch in sich trägt, ist das meiner Ansicht nach eher ein Pluspunkt. Es trägt zur besseren Verständlichkeit bei.
Fazit: Lesenswert – für jeden.