Zuerst fragen Sie sich wahrscheinlich: was ist eigentlich eine Lost-Twin-Thematik?
Man kann es auch als Verlorener Zwilling oder als Alleingeborener Zwilling benennen, das heißt es gab ursprünglich mehrere Kinder im Bauch der Mutter und letztlich wird nur eines davon geboren. Und bevor Sie sich jetzt vom Text abwenden und sagen „Achso – das betrifft mich ja eh nicht“, empfehle ich Ihnen, erst mal weiterzulesen.
Denn wissenschaftlich belegter Fakt ist: Weitaus mehr Schwangerschaften als gemeinhin angenommen sind zu Beginn als Zwillings- oder sogar Mehrlingsschwangerschaften angelegt. Einige Forscher sprechen von bis zu 80%, selbst die moderaten Zahlen gehen schon von 30% aus, also mindestens jeder Dritte. Und irgendwann in den ersten Tagen oder Wochen, häufig vor dem ersten Ultraschall in der 9. bis 12. Woche, stirbt der Zwilling und es bleibt nur ein Kind übrig.
Die Wirkung pränataler Erinnerungen
Nun könnten Sie immer noch sagen „Ok, aber ich glaube nicht, dass das eine Auswirkung auf das weitere Leben hat. Da merkt man doch noch gar nichts“.
An dieser Stelle widerspricht die Pränatalforschung und Zellularbiologie vehement. Denn pränatale traumatische Erinnerungen werden eher auf Zellebene gespeichert. Und ohne jetzt zu sehr in die Wissenschaft einzutauchen: einige Forscher sagen sogar, dass pränatale Erinnerungen unser Leben am nachhaltigsten und gleichzeitig häufig unerkannt beeinflussen. Gerade weil sie auf Zellebene gespeichert werden, wir keine bewusste Erinnerung daran haben und wir Menschen gleichzeitig unbewusst zur Reinszenierung von traumatischen Erfahrungen neigen.
Versetzen Sie sich einmal in die Lage eines alleingeborenen Zwillings.
Da gab es von Beginn an jemanden an Ihrer Seite, Sie waren nie allein. Und plötzlich stirbt der andere neben Ihnen. Einen rationalen Verstand, der die Lage analysiert und sich mit dem Ergebnis logisch auseinander setzt, gibt es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Was so ein kleines Wesen jedoch nachgewiesenermaßen hat, sind Wahrnehmung, Empfindungen und Emotionen.
Nochmal: plötzlich stirbt der andere und Sie können nichts tun. Im Gegenteil – Sie müssen sogar noch einige Zeit neben dem toten Geschwister ausharren. Alles was im Mutterleib passiert, kann zu tiefen Mustern führen, die sich immer wieder im Leben wiederholen. Und die ersten Erfahrungen sind hier Verlust, Tod und Ohnmacht.
Die Muster und Prägungen, die aus diesen Erfahrungen entstehen können und im Leben immer wieder auftauchen, sind vielfältig. Ich beschränke mich hier zunächst auf das, was den beruflichen Erfolg behindern oder blockieren kann, Beziehungsthemen greife ich an anderer Stelle auf.
Damit Sie einen Einblick erhalten, wie vielfältig sich dieser frühe Verlust auswirken kann, formuliere ich mal ein paar der möglichen unbewussten Glaubenssätze und Themen, die aus dieser frühen Erfahrung entstehen können:
- „Egal was ich tue, ich habe keinen Einfluss.“ (Die Ohnmacht wiederholt sich.)
- „Ich habe es nicht verdient./ Ich bin es nicht wert.“ (ursprünglich häufig: Ich habe es nicht verdient, weiterzuleben)
- schwacher Selbstwert
- „Ich bin schuld.“ (entstanden z.B. aus ich habe zu viel Platz eingenommen, zu viel (Nahrung) beansprucht, etc.)
- „Ich habe das Glück nicht verdient.“ (Wenn Du schon gehen musstest, dann kann oder darf ich einfach nicht mehr glücklich/ erfolgreich werden)
- schlechtes Gewissen bei Erfolg
- Selbstsabotage – wer den Erfolg nicht verdient hat, darf natürlich auch nicht erfolgreich sein
- annehmen können (häufig Zusammenhang mit: Ich habe es nicht verdient)
- „Alle anderen sind wichtiger als ich.“
- für zwei arbeiten
- es ist schwierig, Entscheidungen zu treffen
- immer auf der Suche: nach dem besseren Job, dem besseren Arbeitgeber, dem besseren Verdienst, dem besseren Beruf, etc. und findet es doch nie
- …
Nehmen wir uns nun beispielhaft den geringen Selbstwert vor. In seiner Extremform fühlen sich Menschen dann sogar völlig wert-los. Was glauben Sie – kann ein Mensch, der sich wertlos fühlt und ein inneres Gesetz im Sinne von „Ich habe es nicht verdient.“ mit sich herum trägt wirklich im besten und größten Sinne erfolg-reich sein? Es wird zumindest sehr schwer und kostet viel Aufwand und Energie.
Hin und wieder gibt es auch das Phänomen, dass wirtschaftlicher Erfolg mit einer unglücklichen Beziehung „bezahlt“ wird oder der alleingeborene Zwilling immer wieder von vorne anfangen muss. Sei es, weil der Arbeitsplatz verloren wird oder die eigenen Firma insolvent geht, die Widrigkeiten scheinen einfach nicht aufzuhören. Auch eine Art von beruflich gleichzeitig Vollgas geben und auf der Bremse stehen kann ein versteckter Hinweis für alleingeborene Zwillinge sein.
Vielleicht wird Ihnen der Zusammenhang nun etwas klarer. Das Thema hat so viele Facetten und Erscheinungsformen, dass ich hier gar nicht alle aufzählen kann.
Den verlorenen Zwilling wiederfinden
Am schönsten sind für mich die Lösungen, die sich aus der Entdeckung des verstorbenen Zwillings ergeben können.
Eine Klientin formulierte es so: Meinen Zwilling wieder zu entdecken ist für mich ein so großes Geschenk, so wertvoll, dass ich alles andere Gute im Leben nun auch ganz leicht annehmen kann.
Ein anderer Klient beschloss, dass er ja eh schon genug berufliche Enttäuschungen und Rückschläge für zwei durchgemacht hätte, so dass es nun an der Zeit wäre, die Erfolge und schönen Seiten des Lebens auch für zwei zu erleben. Sie können sich vorstellen, was diese Art der inneren Erlaubnis nun für einen Schub freigesetzt hat.
Falls auch Sie unerklärliche Erfolgsblockaden an sich kennen – vielleicht bringt Sie dieser Artikel der Lösung ja einen Schritt näher. Auch wenn die genannten Sätze und Themen natürlich auch andere Ursachen haben können. Und wenn Sie Fragen haben, freue ich mich von Ihnen zu hören.